Karin Micke präsentiert ihre Bilder in der Artothek
Nach rund anderthalbjähriger Corona-Pause meldet sich die Artothek farbenprächtig zurück. Wir haben mit Karin Micke über (ihre) Kunst gesprochen.
Wieso passen Kunst und Bibliothek Ihrer Meinung nach zusammen?
Micke: Es ist eine tolle Sache, dass es dieses niedrigschwellige Angebot in der Stadt- und Landesbibliothek gibt und sollte eigentlich noch weitaus bekannter sein. Gerade wenn ich sonst keine Berührungspunkte mit Kunst habe oder der Mut und Geld fehlen, um eine Kunstgalerie zu betreten. Hier kann ich die Bilder direkt betrachten und Unikate für mein Zuhause für wenig Geld ausleihen.
„Viele wissen auch gar nicht, dass es die hier gibt. Wirklich schade!“
Karin Micke über die Artothek
Wenn wir schon beim Betrachten von Kunst sind: Welches Kunstwerk sollte sich jede*r einmal im Leben in Echt angesehen haben?
Micke: „Kunstwerke sollen berühren“, also das hängt ganz stark von der einzelnen Person ab, das kann ich nicht für jede*n beantworten. Mich bewegen andere Kunstwerke als Sie. (lacht)
Mit Ihren Bildern möchten Sie den*die Betrachter*in einladen frei zu assoziieren. Wie funktioniert denn da Ihr Schaffensprozess in Ihrem Atelier?
Micke: Angucken, das Bild wirken lassen und spontan ohne großes Nachdenken Ja oder Nein entscheiden. Gefallen mir die Texturen, die Farben? „Was denke ich selber darüber?“, ist natürlich in den eigenen Gedanken präsent und dann entwickelt es sich immer weiter. Ich habe keine vorgefertigte Vision vom fertigen Bild, wenn ich mit der weißen Leinwand vor mir beginne. Die Farbwahl beeinflusst auch immens das Bild, im Frühjahr greife ich zu anderen Farben als im Winter oder auch als im Herbst. Das ist nicht gesteuert, aber unbewusst hängt es natürlich schon mit den Jahreszeiten zusammen. Da ich Ölfarben benutze, dauert es durch die Trocknungszeiten auch lange bis ein Bild für mich wirklich fertig ist. Der Titel kommt dann erst sehr spät zum Bild, oftmals sehen Dritte darin Überraschendes, was mir vorher nicht in den Sinn gekommen ist.
Das klingt nach viel Arbeit, die in einem Bild steckt. Wie wurden Sie denn was Sie sind – also hauptberufliche Künstlerin?
Micke: Eigentlich in meinem Kunst-Lehramtsstudium, ursprünglich war ich ja mal Lehrerin, da habe ich mich natürlich schon künstlerisch ausprobiert. Doch ich war in meiner Jugend nie das große Talent, „ich habe immer ganz normal gemalt“. (lacht) Vor einigen Jahren habe ich dann nach einer anderen Form gesucht, Kunst zu vermitteln, und habe dann nochmal eine Ausbildung zur Kunsttherapeutin gemacht.
„Ich habe immer ganz normal gemalt.“
Karin Micke
Allerdings kam ich dann gar nicht dazu Kunsttherapien anzubieten und meinen neuen Ausbildungsberuf als solchen auszuüben. Denn während der Ausbildung habe ich gemalt und auch schon etwas ausgestellt und dann hat sich das so ergeben, dass ich nun zwei größere und mehrere kleinere Ausstellungen pro Jahr mache. Während der Corona-Pandemie 2020 habe ich dann bei Schaufensterausstellungen in Schwerte mitgemacht. Daneben sind mir Benefiz-Auktionen für Hospize der Umgebung (Anm. d. Red.: Kreis Unna) auch ein Anliegen, sodass ich diese dann auch noch organisiere.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Micke.
Die Ausstellung ist bis zum 21.12.21 während der Öffnungszeiten der Artothek zu sehen:
Dienstag und Freitag 10.00 – 19.00 Uhr
Und was sehen Sie in den SCHEINBARLANDSCHAFTEN?
Mit der Ausstellung „SCHEINBARLANDSCHAFTEN“ der Künstlerin Karin Micke kann nach langer coronabedingter Ausstellungspause endlich wieder eine Ausstellung in der Artothek Dortmund gezeigt werden.
Präsentiert werden vorwiegend großformatige Ölbilder von scheinbaren Landschaften, die mit vermeintlichen Landschaftsdarstellungen spielen. Was auf den ersten Blick als ungegenständlich/abstrakt wahrgenommen wird, erscheint beim zweiten Hinsehen als imaginierte Landschaft. So wird bei der Betrachtung der Bilder aus einer bestehenden Vorstellungswelt geschöpft und scheinbar vertraute Landschaftselemente und Landschaften werden assoziiert und entdeckt.
Der Entstehungsprozess ihrer Bilder bewegt sich zwischen Absicht und Zufall. Lediglich die Farbauswahl ist vorher weitestgehend festgelegt, während das Bild in einem langen Arbeitsprozess von übereinanderliegenden, teils pastosen Ölfarbschichten in einer speziellen Shapertechnik eher unbewusst entsteht. Dabei nutzt sie den Zufallsmoment, greift versteckte Spuren einer scheinbaren Wirklichkeit auf und ergänzt diese oder arbeitet sie heraus. Das sind vermeintliche Elemente wie Sonnen- oder Lichtreflexe, eine Horizontlinie, Wellen, Wasser, Pflanzen, Bäume, die verstärkt durch die Farbgebung den Eindruck einer Meereslandschaft, Waldlandschaft, Wasserlandschaft, … entstehen lassen.
Ihre Malerei soll nicht abbilden, sondern Bilder präsentieren, die einen großen Interpretationsspielraum zulassen und in dieser Ausstellung mit vermeintlichen Landschaftsdarstellungen spielen.