Literaturpreis

Marie N'Diaye Bild: Heike Steinweg
Marie N’Diaye
Bild: Heike Steinweg

Marie N’Diaye erhält Nelly-Sachs-Preis
Mit dem Nelly-Sachs-Preis, Literaturpreis der Stadt Dortmund, wird in diesem Jahr die aus Frankreich stammende Schriftstellerin Marie N’Diaye ausgezeichnet. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert.

Marie N’Diaye ist 1967 als Tochter einer Französin und eines Senegalesen in Pithiviers bei Orléans geboren. Seit 2007 lebt sie mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Jean-Yves Cendrey, und ihren drei Kindern in Berlin. Frankreich verließ die „Französin durch und durch“ aus Protest gegen die Einwanderungspolitik der Regierung Sarkozy. In ihren Werken setzt sie sich vor allem mit Fragen zur Herkunft und dem Rätsel der Identität auseinander – und dies auf literarisch überragende Weise.

In der Begründung der Jury für den Nelly-Sachs-Preis heißt es:
“Im Werk von Marie N’Diaye ist Identität eine unsichere Sache. Das liegt an den familiären Urkonflikten, die sie in all ihren Büchern thematisiert – und ihrem Bewusstsein für die sozialen, politischen und moralischen Dimensionen der Probleme unserer Zeit. Die Männer und vor allem Frauen, von denen die französische Autorin in Romanen wie “Rosie Carpe”, “Drei starke Frauen” oder “Ladivine” so kraftvoll wie sinnlich-expressiv erzählt, sind sich selbst fremd geworden. Oft ist der Grund dafür eine tiefe Schuld, die sie in sich tragen, weil sie sich von ihren Eltern oder ihren Kinder abgewandt haben.

Land und Kultur nur Nebenrolle
Die Zugehörigkeit zu einem Land oder einer Kultur spielt neben der zur Familie eine Nebenrolle. Denn Marie N’Diaye überschreitet mit der Intensität ihrer Literatur mühelos alles, was sich unter Schlagworten wie Multikulturalität oder Integration scheinbar leicht fassen lässt. Bei N‘Diaye wird der Rassismus zu einer Metapher für den Egoismus, die Verrohung, die Machtgier oder die Verachtung, die überall auf der Welt regieren. Dabei bewahrt ihre von Mythen und Märchen gesättigte Literatur stets ein Geheimnis, weil sie schärfsten Realismus mit Übersinnlichem, Psychologie mit Rationalität mischt. Marie N‘Diaye lädt in ihren Büchern zum Nachdenken über andere Lebensweisen, Ansichten und Kulturen ein, gerade weil sie nicht um Verständnis und Toleranz wirbt, sondern aufzeigt, wie elend eine Zivilisation ohne diese Eigenschaften ist.“

Erfolgreichste französische Gegenwartsdramatikerin
Die Autorin gilt als eine der erfolgreichsten französischen Gegenwartsdramatikerinnen. Sie hat zahlreiche Romane, Erzählungen und Theaterstücke geschrieben.

Für den Roman Rosie Carpe wurde Marie N’Diaye 2001 mit dem renommierten Prix Fémina ausgezeichnet, seit 2003 ist sie Autorin der Comédie francaise. Ihre Stücke werden zunehmend auch an deutschen Bühnen aufgeführt. Im Jahr 2009 wurde ihr für den Roman Trois femmes puissantes die höchste literarische Auszeichnung Frankreichs, der Prix Goncourt, verliehen. Die deutsche Übersetzung Drei starke Frauen erschien im Juni 2010, ebenso wie die ihrer anderen Werke, im Suhrkamp Verlag.

Mitglieder der Jury
Die Juryentscheidung trafen unter dem Vorsitz von Stadtdirektor und Kulturdezernent Jörg Stüdemann die Fachpreisrichterinnen und Fachpreisrichter: Dr. Sabine Berking (Dozentin, Lektorin, Literaturkritikerin), Felicitas von Lovenberg (Autorin, Literaturkritikerin, Redakteurin FAZ), Thomas Rothschild (Journalist, Dozent, Autor) und Dr. Johannes Borbach-Jaene (Leiter Stadt-und Landesbibliothek). Als Sachpreisrichter waren die Ratsmitglieder Bürgermeisterin Birgit Jörder, Barbara Brunsing, Brigitte Thiel und Joachim Pohlmann beteiligt.

Mit dem Nelly-Sachs-Preis sind neben anderen bislang auch Nadine Gordimer, Christa Wolf, Per Olov Enquist, Norman Manea und Abbas Khider ausgezeichnet worden.

Zum Thema
Marie N’Diaye hat sich sehr über die Mitteilung der Jury gefreut und zugesagt, den Preis am Sonntag, dem 13. Dezember 2015, entgegenzunehmen. Die Preisverleihung findet in der Bürgerhalle des Rathauses, Friedensplatz, um 11 Uhr statt.

Marie N’Diaye erhält Nelly-Sachs-Preis

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