Christian Frai zeigt vom 05. April – 17. Mai 2022 in unserer Artothek seinen Blick durch die industriegeprägten Ecken NRWS: vom Sauerland über Dortmund bis nach Duisburg. Wir sprachen mit Herrn Frai über seinen Werdegang als Künstler und inwieweit Kunst funktionieren muss.

Christian Frai bei der Ausstellungseröffnung

Wie wurden Sie zum Künstler, Herr Frai?

Frai: Ich habe schon immer gerne gemalt und, eigentlich wie ein Autodidakt, ein paar Maltechniken ausprobiert. Damit habe ich dann als Straßenmaler gearbeitet als ich jung war und da kamen dann hin und wieder welche, die meine Bilder und Holzarbeiten zeigen wollten…

Irgendwann sprach mich dann Gerd Heinrich von der Kunstakademie München an und fragte, ob ich nicht in seine Gruppe kommen wolle. Ich wurde dann Meisterschüler (Anm. d. Red.: vergleichbar mit einem wiss. Mitarbeiter*in an Universitäten) und wir hatten gemeinsame Projekte und Ausstellungen.

Die Zeit an der Kunstakademie war sehr anstrengend, weil ich dort alle klassischen Kunsttechniken lernen musste. Andererseits war das gerade das Gute, weil ich in keinen Stil gedrängt wurde und alle Techniken an die Hand bekam, um eigene Ideen auch technisch umsetzen zu können.

Und wie würden Sie Ihren eigene Malstil bezeichnen?

Frai: Ich male sehr gerne farbintensiv und nutze dann während des Malens auch gerne noch die neu entstandenen Farben auf meiner Palette. Außerdem sind meine Berge, wie bei den Bildern die Hemer zeigen, geschwungener oder rundlicher und nicht so scharfzackig nach oben. Anscheinend blicke ich da anders drauf.

“Obwohl ich die Ölfarbe an sich liebe, ist plakativer […]”

Christian Frai

Wenn Sie sagen farbintensiv, wie kommt es dann, dass Sie sich für Acryl- und nicht für Ölfarbe entschieden haben? Ölfarben haben ja nochmal ein eigenes Leuchten in sich.

Frai: Es muss funktionieren und das klappt bei mir mit der Acrylfarbe besser. “Obwohl ich die Ölfarbe an sich liebe, ist plakativer […]”, aber das Malen damit ist mir auf Dauer dann auch zu gesundheitsschädlich. Man steht auch nah am Bild und dann atmet man die Lösungsmittel – und die sind ja auf Balsam-Terpentin-Basis – ein, der Geruch ist auch nicht so angenehm…Da muss man dann mit einer Atemschutzmaske malen, weil das irgendwann die Atemwege reizt, und das kann ich vermeiden, wenn ich Acrylfarbe benutze.

Okay, aber wie kamen Sie dann von München nach NRW?

Frai: Mitte der 90er rückte dann die Familie stärker in den Fokus und ich ging mit meiner Frau zusammen zurück zur Familie, deswegen zogen wir nach NRW. Bis dahin hatte ich ausschließlich als freiberuflicher Künstler gearbeitet und da ist man natürlich sehr frei, aber verzichtet natürlich auch auf eine sichere Stelle, alles ist flexibler. Das kann gut sein, es kann aber auch in manchen Lebenssituationen stressig sein. Deswegen wechselte ich mit wenigen Stunden in den Schuldienst…

Das klingt ja nach einer ausgewogenen Work&Life-Balance…

Frai: Das war es auch! Ein sicheres Einkommen durch die Arbeit als Kunstlehrer und trotzdem parallel genug Zeit zu haben, um im eigenen Atelier zu arbeiten und Auftragsarbeiten und Ausstellungen umzusetzen. Zur Not hätte ich ja auch um mehr Stunden in der Schule bitten können.

Wie kann ich mir das mit den Auftragsarbeiten vorstellen?

Frai: Ich werde dann oft gefragt, ob ich z.B. dieses oder jenes Motiv in meiner Art malen könnte. Manchmal gibt es auch gar keinen Motivwunsch. Doch die Verbindung, also dass mein Kunde etwas mit seinem Bild verbindet, ist mir wichtig.

Ich male ja auch Porträts, auch so farbenprächtig wie die anderen Bilder, aber da ist natürlich immer das Risiko, dass mein Blick auf die Person ein ganz anderer ist, als die Person auf sich selbst hat.

Kann man Ihre Bilder auch noch woanders sehen? Was haben Sie 2022 noch vor?

Frai: Zum Teil sind Werke von mir im Stadttheater Hagen (Kulissenbau) und in der Schweizer Bank in Amsterdam verortet. Außerdem sind für dieses Jahr noch Ausstellungen in Köln und Murnau geplant.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten in der Artothek zu sehen!

Dienstags & Freitags 10.00 bis 19.00 Uhr in der STLB Dortmund

Neuer Blick auf Dortmunder Wahrzeichen
Markiert in: